Reichsstadt im Bauernkrieg
Mühlhausen|Thüringen, 12. bis 14. Februar 2024
Elfe wissenschaftliche Tagung des „Mühlhäuser Arbeitskreises für Reichsstadtgeschichte“ in Verbindung mit der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung und dem Mühlhäuser Geschichts- und Denkmalpflegeverein e. V.
Konzeption
Im Jahr 1962 veröffentlichte der bekannte Kirchenhistoriker Bernd Moeller (1931–2020) eine kleine Studie zum Thema „Reichsstadt und Reformation“. Die wegweisende und weit über das eigentliche Fachgebiet ihres Autors wahrgenommene Arbeit wurde ein Meilenstein der frühneuzeitlichen Reichsstadtforschung und regte zahlreiche neue Untersuchungen an. 60 Jahre später widmet sich die elfte Tagung des Mühlhäuser Arbeitskreises für Reichsstadtgeschichte nun der Rolle der Reichsstädte im Bauernkrieg. Im Fokus steht dabei u.a. die Frage, ob den Reichsstädten auch in diesen, dem Namen nach doch eigentlich von der ländlichen Bevölkerung ausgehenden, Unruhen eine ähnliche Sonderstellung zukommt, wie sie ihnen Moeller für die Ausbreitung der Reformation zuschrieb.
Vor dem Hintergrund der grundsätzlichen Frage nach der Rolle des Reichsstadtstatus im Bauernkrieg werden verschiedene Teilaspekte des Aufruhrs in den Blick genommen. Es gilt zu beleuchten, welche Gründe des Konflikts in den Städten wirkten oder neu hinzutraten, welche Formen von Gewalt Anwendung fanden, aber auch welche Deeskalationsmechanismen eingesetzt wurden. Gefragt wird, wer die Treiber des Aufstandes oder auch des Widerstandes in den Reichsstädten waren, welche Feindbilder bestanden und ob sich der Groll tatsächlich überwiegend gegen Adel und Klerus richtete. Zu diskutieren ist, inwiefern der Bauernkrieg als Politikum für die Reichsstädte nach innen und außen wirken und welche Folgen eine Beteiligung haben konnte. Durch die Betrachtung der Ereignisse in zwei Bischofsstädten (Mainz und Brixen) und deren Umgang mit den Unruhen sollen zusätzliche Vergleichsebenen eröffnet werden. Auch der Frage, weshalb es im Herzogtum Bayern im Gegensatz zu den Nachbarregionen Allgäu, Franken oder Schwaben während des Bauernkriegs ruhig blieb, soll nachgegangen werden.
Eine besondere Rolle spielten 1524–1525 schließlich „bauernfreundliche“ Prediger wie Christoph Schappeler oder Thomas Müntzer, deren Leben sich durch ihr Engagement im Aufstand fundamental veränderte. Sie schlagen als Akteure in den Reichsstädten somit einen wichtigen Bogen von der städtischen zur ländlichen Bevölkerung.
Inhaltsverzeichnis und Vorwort des Tagungsbandes
Die Studien zur Reichsstadtgeschichte erscheinen im Michael Imhof Verlag.
Hier finden Sie alle Tagungen im Überblick.